Die Nacht endet für mich 02:10 (5min vor dem Wecker). 02:30 bereit für die Abfahrt. Dann noch 20min mit Mausi via Facetime telefoniert und kommen auch die anderen Mitstreiter aus dem Hotel. Punkt 3 sind alle fertig. 10min Formalitäten und dann rollt der Konvoi. Trotz der frühen Stunde sind verdammt viele LKW unterwegs. Nach zwei Kontrollstellen innerhalb von 30min ist danach freie Fahrt. Die Schnellstraße ist nicht sehr breit und das Passieren der entgegenkommenden LKW ist abenteuerlich, da die Jungs oft mit Fernlicht fahren und selber wenig Platz haben. Plötzlich ist die Straße zu Ende und wir biegen auf einen kernigen Offroadtrack ab, der einem PKW Transporter zum Verhängnis wird. Er steckt in einer Wasserdurchfahrt fest, da sein langer Auflieger hinten sprichwörtlich aufliegt. Die Wasserdurchfahrt stellt kein großes Problem dar, aber bei der Steilen Ausfahrt setzt ein Evoque etwas härter auf und verliert etwas Plastik. Marvin hat es bemerkt und alles ist im Lot.
Nun wird auch der Asphalt ruppiger, welliger und tückischer. Immer wieder ist die Strecke zu Ende und wir müssen uns auf den Offroadtrack an den LKWs vorbei arbeiten. Der Evoque macht einem tollen Job und die ersten 4h verfliegen förmlich und nach gut 300km von 1160km wechseln wir den Fahrer auf ca. 4.500m
Höchster Punkt war bisher 4.748m! bei -5 Grad
Harald hat nun das Steuer in der Hand. Ich schlage ein paar Mal mit dem Kopf an die Decke und wir setzen einige Male hart auf, da die Strecke jetzt richtig schlecht geworden ist. Neben den Schlaglöchern und Bodenwellen kommen nun auch kleine Pyramiden aus dem Asphalt, die den Unterbodenschutz ordentlich testen.
Am Straßenrand tauchen immer wieder Esel, Yaks und andere Tiere auf, die zum Glück die Fahrbahn meiden.
Gegen 7:30 geht dann auch die Sonne auf. Kurzer Fotostopp ... und weiter gehts. 844km to go !
08:00 wir erreichen erstmalig 4.800m! Die Sonne blendet enorm. Kurz darauf fallen auch die 4.900m und bei 4.945m ist erst einmal Schluss mit dem Aufstieg (wie gemein).
Parallel zur Straße verläuft die Eisenbahn nach Lhasa ... verrückt!!! Höher gelegen als der höchste Punkt in Europa!!!
Gegen 09:00 überqueren wir den Yangtze und kurz darauf Tankstopp. Die ewige Konstante (weißer Land Cruiser mit Seitendekor) ist auch wieder vor Ort ... Zufälle gibts ;)
Wie viele weiße Toyotas haben die bloß? Tanken, pinkeln (zum x-ten Mal heute), essen, trinken und Sauerstoffsättigung & Puls messen (75% und 60er Puls ... im Soll).
09:40 es geht weiter und noch 740km. Um 10:00 passieren wir das Tor zum Süden, das gerade im Bau ist. Die Straße ähnelt einer Dämpferteststrecke und einige Fahrzeuge heben ungewollt ab.
10:35 erste Polizeikontrolle (in Tibet?). 662km bis Lhasa.
11:45 knacken wir die 5.000m und ein echter chinesischer Defender kommt uns entgegen. Temperatur 5 Grad
Die Straße gleicht einem Minenfeld und trotzdem fliegen wir mit gut 120km/h drüber weg. Sporadisch sind Straßenarbeiter bemüht die Krater zu stopfen ... vergeblich ...
Wir fahren Highspeed-Slalom und Roland redet sich den Hals trocken, da er jede Gefahr durchgeben muss.
11:55 wir erreichen bei 5.074m die Schneegrenze ... jedenfalls liegt sporadisch Schnee rum. Die Luft wird dünner und die Motoren müssen ordentlich ackern. Aber der Vortrieb stimmt noch. Jede Menge Fahrradfahrer auf 5.1413m ... die spinnen ;)
12:05 wir machen bei 5.208m eine Foto- & Pinkelpause ... höchste Pinkelpause ever!!! Fahrerwechsel ... ich darf wieder pilotieren.
Fünf Minuten später erreichen wir die Passspitze mit 5.226m. Wir warten auf den Konvoi, machen noch mehr Fotos, essen und trinken. Die Höhenluft zerrt echt an der Kondition bzw. an der Konstitution. Wie das die Radfahrer schaffen ... ist mir ein Rätsel. Im Sitzen ist alles tutti, aber schnelles Gehen ist schon das Höchste der Aktivitäten ... das muss man selber erlebt haben ansonsten versteht man nicht wieso die Everest Bezwinger schon nach wenigen Schritten "fertig" sind. RESPEKT!
Wir fahren weiter auf einer 5.000er Hochebene. In der Ferne sehen wir eine große Schneewolke, die unseren Weg kreuzen wird. Bevor die Wolke uns den Weg verschneit passieren wir den Hügel und es fällt nur etwas Graupel auf unsere Fahrzeuge.
Yaks sind wohl die gemütlichsten Tiere der Welt. Sie bleiben einfach auf der Straße stehen uns schauen völlig entspannt die Autos an. Die Qualität der Straße wird besser und der Konvoi kann wieder geschlossen Richtung Lhasa fahren.
13:45 erreichen wir auf 4.692m eine Zollstation, die ein wenig dauert. Noch 463km zum Ziel.
Es ging recht fix, aber dafür haben wir für die nächsten 120km eine Zeitvorgabe bekommen. Zuerst waren es 2.5h ... doch unser neuer Guide Tensing hat 2h heraus gehandelt. Allerdings benötigen wir nur 1.05h ... Abwarten und Tee trinken :( vielleicht kann uns Tensing noch eine halbe Stunde heraus handeln ... aber eher unwahrscheinlich. Während der Fahrt haben wir jede Menge Yaks gesehen und einen kleinen Regenschauer überstanden. Seit 15:00 stehen wir vor der Polizeistation und warten darauf, dass unsere vorgegebene Stunde verrinnt. Die Sonne knallt durch die Frontscheibe bei 12 Grad Aussentemperatur und 4.560m Höhe. Rechts von uns fließt ein schöner Gebirgsfluss. Weiter warten ... wir haben die Situation falsch bewertet und können bis zur nächsten Polizeikontrolle fahren. Danach wieder die gleichen Vorgaben. 15:45 erneuter Fahrerwechsel und Harald kann wieder den Evoque an das Feld heranführen. Ich mache liebe die Augen zu und versuche bei Rumgeschüttel ein wenig zu schlafen ... es bleibt beim Versuch. 17:25 wir stehen wieder vor der nächsten Polizeistation und warten, dass die zwei Stunden rum sind. 15 min später rollen wir weiter. In der Zwischenzeit haben wirklich alle Vierbeiner der Region versucht den metallischen Freitod auf der Straße zu finden. Wir fahren vorsichtig und verwehren den Viechern ihren Wunsch. Wir befinden uns im Schnitt auf 4.700m bei ca. 8 Grad. Die Bewölkung nimmt stark zu und auf unserer rechten Seite verschwinden die Hügel im Wolkennebel. Die Autos laufen prima. Allerdings ziehen die 13er Modelle erst ab 2.200 U/min. Davor passiert im wahrsten Sinne des Wortes nichts. Die Höhe macht also nicht nur uns (besonders unserem Entertainer, der Sauerstoff bekommt), sondern auch die Autos kämpfen mit der dünnen Luft.
17:42 nächstes Teilstück zum Glück - 80km in 68min
17:05 eine weitere Polizeistation, die unsere Pässe erneut prüfen :) 10min später dürfen wir weiterfahren - natürlich sind alle Pässe (immer noch) in Ordnung.
18:50 endlich finden wir eine Tankstelle und das Tanken kann beginnen. Die Damen an den Zapfsäule sind total von uns begeistert ... Lange Nasen sind hier etwas aussergewöhnliches. Die restliche Strecke fahre ich in die Dunkelheit. Die Yaks lieben das Straßenkreuzen auch in der Dunkelheit und beinahe alle Fahrzeuge fahren ohne Licht. Man macht uns auch immer mit Aufblinken darauf aufmerksam, dass wir unser Licht anhaben ... und es offensichtlich ausmachen sollen.
20:10 wir stehen wieder vor einer Polizeistation ... natürlich viel zu früh, da wir auf den nahezu freien Straßen ordentlich fahren können. Es fehlen uns nur noch 89.3km bis zum Hotel in Lhasa ... und wir sind zum Warten verdammt ...
Unterwegs haben wir auf einige Buddhistische Pilger, die Holzplatten an den Händen tragen und nach ein/zwei Schritten zu Boden gleiten. Dann stehen sie wieder auf und auf ein Neues ... das ist wirklich krass.
20:18 wir rollen zur Polizeikontrolle. Hoffentlich dürfen wir jetzt durchfahren ... 20:20 es gibt keine wirkliche Vorgabe für die verbleibenden 89km nach Lhasa (Innenstadt). Es ist mittlerweile dunkel geworden und der Wind hat zugenommen. Das goldbraune Laub fällt massenhaft auf die Straße und man muss sehr konzentriert sein, damit man die Tiere und Menschen am Straßenrand immer im Auge hat. Am Himmel zucken die ersten Blitze. Es ist ein gewaltiges Schauspiel in den Bergen. Wir überholen in der kurvigen Abfahrt einige Fahrzeuge und laufen letztendlich auf ein Polizeifahrzeug auf. Glücklicherweise fährt der Polizist auch schneller als es erlaubt ist und wir hängen uns an ihm ran. Kurz vor Lhasa ist dann die letzte offizielle Polizeikontrolle unserer Pässe und dann geht es hinein in das pulsierende Stadtleben. Es stehen noch ca. 19km auf dem Navigationsgerät, doch die Vororte beginnen schon hier und somit auch die mehrspurigen Fahrbahnen ... und natürlich auch mehr Fahrkünstler. Wie schon in den vorherigen Ländern gewinnt hier nur der Konsequentere. Der Konvoi quält sich durch die Vororte bis in die Innenstadt. Plötzlich heißt es rechts heran fahren. Nirgendwo ist ein Hotel zu sehen. Doch wir sollen alles auspacken und in einen kleinen Souvenirshop gehen. Man führt uns durch den Shop hindurch und dann durch eine weitere kleine Tür, wo tatsächlich der Hotelname steht ... wie soll man das von aussen erkennen???
Wir bekommen unsere Zimmer und erfahren, dass dieses Gebäude einst eine Residenz des Dalai Lama gewesen ist. Das Hotel ist urtypisch tibetisch und die Zimmer sind ebenfalls traditionell. Wir werden hier 3 Nächte bleiben. In der wichtigsten Stadt der Buddhisten - in Lhasa.